Menu
1. Dezember 2021 Martin C. Müller

Mit Beharrlichkeit fürs Quartier einstehen

ABZ-Bewohner Dominik Ogilvie und Beat Locher wollen mehr Ruhe und Sicherheit in ihrem Quartier. Gemeinsam mit weiteren Anwohner/innen zeigen sie sich den Behörden gegenüber beharrlich – mit Erfolg.

Geduld und Beharrlichkeit sind zwei Eigenschaften, welche die Protagonisten dieser Geschichte teilen. Doch es gibt weitere Parallelen. Zum einen ist da das starke Bedürfnis, als ABZ-Bewohnende/r etwas beizutragen – in diesem Fall zur Aufwertung der unmittelbaren Umgebung. Zum anderen ist es die Erkenntnis, dass sich ein formales Gefäss wie eine Siedlungskommission auch für die Durchsetzung grössere Anliegen eignet, die etwa über die eigene Siedlung hinausgehen. Zu guter Letzt beginnen beide Geschichten um das Jahr 2013 – und sind (hoffentlich) bald samt Happy End fertig geschrieben.

Ping Pong mit den Behörden

Wenden wir uns zuerst unserer Siedlung Neugasse im Kreis 5 zu. Wer schon mal in dieser Gegend unterwegs war, kann sich vorstellen, wie belastend der Suchverkehr für einen Parkplatz vor allem abends für die Anwohnenden ist. ABZ-Bewohner und Betroffener Dominik Ogilvie schreibt deshalb vor acht Jahren der Dienstabteilung Verkehr der Stadt Zürich eine E-Mail und lobt darin die Ankündigung der Stadt, im Kreis 5 ein Nachtfahrverbot zu verhängen. Der wichtigste Inhalt seiner Nachricht ist jedoch die Frage, warum das Nachtfahrverbot nicht auch für den Bereich Zollstrasse-Langstrasse-Limmatstrasse gelten solle.

ABZ-Bewohner Dominik Ogilvie setzt sich ein für ein ruhigeres Quartier im Kreis 5.

Ogilvies Kontaktaufnahme markiert den Auftakt eines Ping-Pong-Spiels mit den Behörden. Zusammen mit der Siedlungskommission, der Genossenschaft Kalkbreite und weiteren Anwohner/innen aus dem Quartier hat sich Dominik Ogilvie vorgenommen, nicht locker zu lassen.

Mit 50 Kilometern pro Stunde durchs Quartier

Vom pulsierenden Kreis 5 richten wir nun den Blick nach Wollishofen – an die vermeintlich ruhige Entlisbergstrasse. Sie ist gesäumt von ABZ-Siedlungen, Häusern weiterer Genossenschaften sowie Kinderhaus und Gehörlosenschule. Die typische Quartierstrasse ist zudem geprägt von Familien mit Kindern. Dennoch herrschte hier seit Langem das Tempolimit von 50 Kilometern pro Stunde. Gewiefte Auto-Pendler/innen wissen, dass die Entlisbergstrasse eine gute Alternative zur allmorgendlich verstopften Albisstrasse – die Haupteinfallsachse in Zürich-Süd – darstellt.

ABZ-Bewohner Beat Locher und weitere Anwohner/innen engagieren sich für mehr Sicherheit in ihrem Quartier in Wollishofen.

Für ABZ-Bewohner Beat Locher ist der Fall klar: Die Entlisbergstrasse soll zur Begegnungszone werden. Inspiriert von der Stadt Bern – wo Begegnungszonen auf weniger Widerstand treffen – lässt er sich 2013 auf einen Marathon mit den Behörden ein. Wie Dominik Ogilvie ist auch Beat Locher hierbei nicht alleine. Der Verein Pro Entlisberg mit Mitgliedern aus ABZ und anderen Genossenschaften sowie Privaten dient als verstärkendes Vehikel.

Teilerfolge sind zu verzeichnen

In welchem Stadium befinden sich diese beiden Projekte heute? Es gibt Positives zu berichten: Ein breit abgestützter Rekurs aus dem Jahr 2019 von Dominik Ogilvie, der Siedlungskommission und weiteren Anwohnenden ist gutgeheissen worden. Der Stadtrat hat Anfangs Oktober 2021 die Einführung einer Nachtfahrverbotszone rund um die Zollstrasse beschlossen. Ein toller Erfolg für Dominik und seine Mitstreiter/innen!

Ein Teilstück der Entlisbergstrasse ist inzwischen zur Begegnungszone geworden.

Und in der Entlisbergstrasse wurde 2018 – kurz nach Fertigstellung des Ersatzneubaus Entlisberg 2 – ein Teilstück zur Begegnungszone umfunktioniert. Beat Locher und weitere dort wohnhafte Vereinsmitglieder geben sich hiermit aber nicht zufrieden. Die Zone soll ausgeweitet werden. Es bleibt spannend.

Gemeinsam ist es einfacher

Nebst den inhaltlichen Aspekten wie dem Kampf gegen erhöhtes Verkehrsaufkommen, Recht auf Nachtruhe und Sicherheit auf der Strasse zeigen die beiden Geschichten: Mit Unterstützung aus der Nachbarschaft lässt sich vieles erreichen. In Gefässen wie den Siedlungskommissionen und Quartiervereinen finden sich Gleichgesinnte. Und mit der Unterstützung einer Gruppe lassen sich auch langwierige Anliegen leichter durchstehen und durchsetzen.

Martin C. Müller

Lieblingsfarbe bunt. Bei der ABZ für (digitale) Kommunikation und Projekte zuständig.

Artikel teilen