Menu
31. Mai 2022 Ingrid Diener

«Wichtig ist, einen Sinn im eigenen Dasein zu erkennen»

Für ein zufriedenes und gesundes Leben im Alter ist gemäss Silvia Rigoni von der Fachstelle Zürich im Alter wichtig, dass der Sinn des eigenen Lebens erkannt wird. Das gelingt besonders gut, wenn die Menschen in einer Gemeinschaft integriert sind.

Wohnen, Unterstützung Zuhause, Gesundheit, Engagement, Finanzen und Recht – zu diesen Themen berät die Fachstelle «Zürich im Alter» ältere Menschen und ihre Angehörigen. Und das Angebot wird rege genutzt: 2021 hat Zürich im Alter rund 1200 Hausbesuche gemacht, 900 Menschen persönlich beraten und 12’000 Telefongespräche geführt. Auch die ABZ-Mieterberatung vermittelt bei Bedarf ABZ-Bewohnerinnen und -Bewohner an die Fachstelle.

Im Interview spricht Silvia Rigoni, Standortleiterin bei der Fachstelle Zürich im Alter, über die Bedürfnisse ihrer Kundinnen und Kunden, gibt Tipps für ein zufriedenes Altern und erklärt, wie das Umfeld unterstützen kann.

Ab sofort bietet die ABZ-Mieterberatung auch Unterstützung zum Leben im Alter an und vermittelt bei Bedarf an die Fachstelle Zürich im Alter.

Sie beraten Menschen zum Leben im Alter. Mit welchen Fragen kommen diese auf Sie zu?

Zum einen mit dem Thema Wohnen: zum Beispiel Kündigungen, nicht altersgerechte Wohnungen, zu teure Wohnungen. Zum anderen beschäftigen sie die eigenen Einschränkungen, wenn der Körper also nicht mehr so beweglich wie früher ist, und damit zusammenhängend Tipps für eine bessere Mobilität. Zudem interessieren sich die Menschen für Hilfeleistungen im Alltag, weil sie möglichst lange im eigenen Zuhause wohnen bleiben wollen.

Sind auch alternative Wohnformen wie Wohn- und Hausgemeinschaften Thema?

Sehr selten. Wer sich für alternative Wohnformen interessiert, sucht eher im Internet oder fragt im Bekanntenkreis nach. Da sind wir nicht erste Anlaufstelle.

«Bei Problemen Zuhause suchen wir mit den Betroffenen gemeinsam nach Lösungen, damit sie länger in ihrer Wohnung bleiben können.»

Silvia Rigoni, Standortleiterin Fachstelle Zürich im Alter

Rund 32 Prozent in der Stadt Zürich sind Ausländer. Haben Menschen mit Migrationshintergrund andere Bedürfnisse bei der Beratung?

Viele Migrantinnen und Migranten haben körperlich schwer gearbeitet und sind darum früher mit entsprechenden Einschränkungen konfrontiert. Viele kennen aus ihren Herkunftsländern zudem nur die gegenseitige Unterstützung in der Familie und wissen nicht, welche familienexternen Unterstützungsmöglichkeiten wie Haushalthilfe, Betreuung und Begleitung es in der Schweiz gibt. Dazu brauchen sie oft ganz grundlegende Informationen. Die Bedürfnisse unterscheiden sich durchaus je nach Kultur und Religion.

Wie können Sie den Menschen helfen?

Wir informieren und unterstützen bei der Entscheidung, welches Angebot das passende ist. Bei Problemen Zuhause suchen wir mit den Betroffenen gemeinsam nach Lösungen, damit sie länger in ihrer Wohnung bleiben können. Bei einer Wohnungskündigung helfen wir, eine neue Wohnung zu suchen.

Wie kann das Umfeld unterstützen, das Leben im Alter zu planen?

Hilfreich ist, gemeinsam die Bedürfnisse der betroffenen Person durchzugehen und nach Möglichkeiten zu suchen, die diesen Bedürfnissen gerecht werden. Auch hilft es, die Person zu einem Gespräch bei einer Fachstelle zu begleiten und danach zusammen die erhaltenen Informationen zu besprechen.

«Hat man den Eindruck, dass jemand Hilfe bräuchte, das aber nicht merkt, kann man sich an eine Fachstelle wenden – ABZ-Bewohnende zum Beispiel bei der ABZ-Mieterberatung oder direkt bei unserer Fachstelle Zürich im Alter.»

Silvia Rigoni, Standortleiterin Fachstelle Zürich im Alter

Wie können Familie und Bekannte im Alltag unterstützen?

In der Nachbarschaft wird freundliches Anbieten von Hilfe meist sehr geschätzt: zum Beispiel den Waschkorb hinauftragen und schwere Sachen einkaufen. Allerdings muss man auch respektieren, wenn jemand keine Hilfe annehmen will. Hat man hingegen den Eindruck, dass jemand Hilfe bräuchte, das aber nicht merkt, kann man sich an eine Fachstelle wenden – ABZ-Bewohnerinnen und -Bewohner zum Beispiel bei der ABZ-Mieterberatung oder direkt bei unserer Fachstelle Zürich im Alter.

Wann sollte man überhaupt anfangen, sich mit seinem Leben im Alter auseinanderzusetzen?

Da gibt es keine Regel. Wer gewohnt ist, im Leben früh zu planen, kann auch im Alter gut damit fahren. Allerdings gibt es immer wieder Ereignisse wie eine Krankheit oder der plötzliche Tod des Partners oder der Partnerin, welche die Planung über den Haufen werfen. Wer im Leben kaum etwas geplant hat, für den wird es auch im Alter Lösungen geben. Vielleicht muss man einfach etwas flexibler sein. Wer sich zum Beispiel nicht rechtzeitig um eine barrierefreie Wohnung gekümmert hat, kann durch eine unfallbedingte Einschränkung gezwungen sein, kurzfristig die Wohnung zu wechseln und hat dann wenig Auswahl.

«Alte Menschen sind oft wertvolle Ressourcen in der Nachbarschaft. Denn sie wissen, was im Wohnhaus passiert und helfen sich häufig gegenseitig im Alltag.»

Silvia Rigoni, Standortleiterin Fachstelle Zürich im Alter

Alt zu sein bedeutet noch lange nicht, sich alt zu fühlen. Sind alte Menschen auch eine Ressource?

Sie sind oft wertvolle Ressourcen in der Nachbarschaft. Denn sie wissen, was im Wohnhaus passiert und helfen sich häufig gegenseitig im Alltag. Generell engagieren sich ältere Menschen häufig freiwillig – sei es innerhalb oder ausserhalb der eigenen Familie.

Welche Tipps haben Sie für ein zufriedenes und gesundes Leben im Alter?

Gut eingebettet sein in eine Gemeinschaft – sei es Familie, Nachbarschaft, Clubs und Vereine. Das trägt viel zur Zufriedenheit bei. Es gibt aber auch Menschen, die alleine glücklich sind. Wichtig ist, einen Sinn im eigenen Dasein zu erkennen. Das macht zufrieden und trägt zu einer guten Gesundheit bei.

Weitere Informationen

abz.ch/mieterberatung
stadt-zuerich.ch/zuerich-im-alter

Fotografie
Reto Schlatter, zVg

Ingrid Diener

Ist Wandervogel, Tennis-Fan und Teetrinkerin. Hat am liebsten Sommer. Bei der ABZ für die Kommunikation im Einsatz.

Artikel teilen