«Fehler erlauben, um daraus zu lernen»
ABZ-Vizepräsident Andreas Kirstein tritt an der diesjährigen Generalversammlung zurück. Er möchte mehr Zeit für seine Familie haben. Über konstruktiven Austausch, günstige Wohnungen und Fehlertoleranz.
Sie waren zwölf Jahre im ABZ-Vorstand, zuletzt als Vizepräsident. Können Sie sich noch an Ihre erste Mieterjahresversammlung als Vorstandsmitglied erinnern?
Ich erinnere mich noch gut daran. Sie fand 2011 in der Siedlung Lommisweg/Bristenstrasse statt. Ich war ziemlich aufgeregt, da es dort damals keine Siedlungskommission gab und ich die Versammlung selbst leiten durfte. Schliesslich klappte aber alles wunderbar und die Mitglieder hatten wohl auch etwas Nachsicht mit dem Frischling.
Wie würden Sie Ihre zwölf Jahre Vorstandsarbeit bei der ABZ beschreiben?
Die Arbeit war extrem vielfältig und durch unterschiedlichste Herausforderungen geprägt. Begleitend war immer die meist fruchtbare Auseinandersetzung mit den Mitgliedern. Eine lebendige Genossenschaft braucht den konstruktiven Austausch, um sich weiterzuentwickeln. Und gerade Fragen zum Wachstum unserer Organisation sind verständlicherweise emotional besetzt. Die Kunst der Vorstandsarbeit besteht für mich darin, die Ziele der gesamten Genossenschaft im Auge zu behalten und diese immer wieder zu vermitteln, etwa an unseren Veranstaltungen.
«Mein Engagement galt immer der Verbesserung der Lebensbedingungen der arbeitenden Bevölkerung, vor allem derjenigen mit tiefen Einkommen.»
Andreas Kirstein, zurückgetretener ABZ-Vizepräsident
Was konnten Sie bewegen?
Gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen war mir die Entwicklung unserer Strategie und insbesondere die Erneuerungen unserer Bauten wichtig. Dabei ist es uns gelungen, gewisse Siedlungen zu erhalten, statt sie zu ersetzen. Wir haben uns also schon in der Vergangenheit um die Reduktion von grauer Energie bemüht. Zudem können wir durch Erhalten statt Ersetzen speziell günstige Wohnungen anbieten.
Warum sind Ihnen die günstigen Wohnungen besonders wichtig?
Mein Engagement galt immer der Verbesserung der Lebensbedingungen der arbeitenden Bevölkerung, vor allem derjenigen mit tiefen Einkommen. Menschen müssen wohnen. Und es ist ungerecht, wenn sie einen Drittel oder mehr ihrer Einkünfte für dieses Grundrecht ausgeben müssen.
«Die ABZ muss mit den Bedürfnissen der jungen Generationen mitgehen und sie in unser Genossenschaftsleben einbinden. Warum nicht mal mit einem coolen Genossenschaftsgame auf dem Handy bei den Jungen punkten?»
Andreas Kirstein, zurückgetretener ABZ-Vizepräsident
In welchem Bereich muss die ABZ Fortschritte machen?
Die ABZ muss mit den Bedürfnissen der jungen Generationen mitgehen und sie in unser Genossenschaftsleben einbinden. Die fortschreitende Digitalisierung kann hier eine wichtige Brücke schlagen – mit niederschwelligen digitalen Services zum Beispiel. Warum nicht mal mit einem coolen Genossenschaftsgame auf dem Handy bei den Jungen punkten?
Was wünschen Sie der ABZ?
Weiterhin so viel Kraft zur Erneuerung wie in den letzten 105 Jahren. Den Mut, mit innovativen Projekten voranzugehen. Und sich vielleicht hin und wieder Fehler zu erlauben, um daraus zu lernen und es nächstes Mal besser zu machen.