Den Uetliberg zum Greifen nah
Grill, Sitzecke, Kräutergarten und Sicht zum Uetliberg – auf der Dachterrasse der ABZ-Siedlung Bristenstrasse ist es gemütlich geworden. Dafür eingesetzt hat sich eine Gruppe von Bewohnerinnen und Bewohner.
Eine Dachterrasse in Zürich wünscht sich wohl fast jede und jeder – mit Blick über die Stadt, in die Weite über den Zürichsee, auf den Uetliberg. Dieses Glück haben die Bewohnerinnen und Bewohner der ABZ-Siedlung Bristenstrasse. Steigt man in den vierten Stock hoch, sieht man schon beim Ausstieg vom Lift raus auf die Dachterrasse und wird mit dem Ausblick auf den Zürcher Hausberg begrüsst. Bei klarem Wetter sind in der Ferne gar die Berge auszumachen.
Die Dachterrasse lädt zum Verweilen ein: Sie ist ausgestattet mit Esstisch und Sitzbänken, Arbeitsplatte, Kühlschrank, Pavillon, Sitzecken, diversen Pflanzen, einem Kräuter- und Gemüsegärtchen und gleich mehreren Grills. Diese gemütliche Atmosphäre ist dem Engagement von einer Gruppe Bewohnenden zu verdanken. Bewohner Carlos Lopes hatte die Idee, die Dachterrasse aufzuhübschen. «So wollte ich die Gemeinschaft im Haus fördern», sagt er.
«Sehe ich Nachbarinnen und Nachbarn nun auf der Terrasse ein Glas Wein trinken mit Familie und Freunden, ist die Freude bei mir gross, denn genau darum ging es mir.»
Carlos Lopes, Bewohner
Lopes gelangte zu Marco Hort von der Siedlungs- und Quartierarbeit der ABZ. Er fand die Idee sinnvoll und unterstützte das Vorhaben. «Der enge Kontakt zur ABZ-Geschäftsstelle war wichtig», sagt Lopes. «So haben wir einerseits Unterstützung erhalten durch Marco Hort und unseren Gärtner und Maler. Andererseits war das Projekt so immer auf der sicheren Seite»: zum Beispiel bei der Installation des Pavillons, dafür war etwa eine Genehmigung der ABZ-Geschäftsstelle nötig. Oder beim Anbringen eines Wasseranschlusses, was aus versicherungstechnischen Gründen nicht möglich war. «Jetzt bringen wir das Wasser über einen Schlauch von meiner Wohnung auf die Terrasse», erklärt Carlos Lopes. «Gleichzeitig haben wir auf Wunsch einer Nachbarin einen Schlauch in ihrer Wohnung angebracht, so kann sie leichter ihre Blumen auf dem Balkon giessen», ergänzt Jorma Müller, Bewohner der Siedlung und Mitwirkender am Projekt Dachterrasse. Durch grössere Projekte können also stets auch kleinere hinzukommen, wie diese Hilfeleistung.
Die Freude ist gross
Bevor die Arbeiten starten konnten, lud Lopes die Bewohnerschaft der Siedlung zu einem Austausch ein und stellte seine Idee vor. Dabei fanden sich sechs Personen, die sich aktiv beteiligen wollten. «Das Projekt lebt von der nachbarschaftlichen Zusammenarbeit», sagt Lopes. So organisierte Müller zum Beispiel bei Bedarf Blumenerde und er stellt seinen Grill auf der Terrasse allen zur Verfügung. Eine fast 90-jährige Nachbarin hat das Kräuter- und Gemüsegärtchen angesetzt. Und die Siedlungskommission Lommisweg hat finanziell unterstützt – «ganz unkompliziert war das», ergänzt Lopes.
«Sehe ich Nachbarinnen und Nachbarn nun auf der Terrasse ein Glas Wein trinken mit Familie und Freunden, ist die Freude bei mir gross, denn genau darum ging es mir», sagt Carlos Lopes. Das Ziel sei, dass die Terrasse nicht nur von den Bewohnerinnen und Bewohnern gemeinsam genutzt würde, sondern jede und jeder auch einzeln davon profitieren könne.
«Wir sprechen mehr miteinander»
Auf der Dachterrasse herrscht zwar noch kein reger Betrieb, aber punktuell wird sie genutzt: Zum Beispiel am 1. August, als rund 20 Bewohnerinnen und Bewohner zusammenkamen. «Natürlich waren nicht alle gleichzeitig da aufgrund des Coronavirus, die Menschen haben sich entsprechend zeitlich gut verteilt», sagt Jorma Müller.
«Wir verstehen durch die Zusammenarbeit besser, wie die anderen Bewohnerinnen und Bewohner funktionieren.»
Jorma Müller, Bewohner
Die Nachbarschaft habe sich durch die Aufwertung der Dachterrasse verändert, erzählt Müller weiter. «Wir sprechen mehr miteinander, verstehen auch durch die Zusammenarbeit besser, wie die anderen Bewohnerinnen und Bewohner funktionieren», sagt er. So sei die Anonymität im Haus zurückgegangen – ein wertvoller Aspekt in einer Siedlung, die von Einpersonenhaushalten geprägt ist. Denn anders als in familienreichen Siedlungen, wo die Bewohnerinnen und Bewohner vielfach über die Kinder in Kontakt kommen, ist die Kontaktaufnahme unter Alleinstehenden nicht immer einfach. Umso wichtiger sind Treffpunkte in der Siedlung wie die Dachterrasse in der Bristenstrasse.