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13. Juni 2024 Lena Tovar

Der Sammelsack geht, das Sammeln bleibt

Seit 2020 können ABZ-Bewohner:innen ihre Plastikabfälle separat sammeln und durch die Firma InnoRecycling abholen lassen. Dieser Abhol-Service endet nun per Juni 2024. Doch das Sammeln geht weiter.

In 13 ABZ-Siedlungen wird aktuell Plastik mit dem sogenannten Sammelsack gesammelt. Dahinter steckt das Thurgauer Unternehmen InnoRecycling, das aus den gesammelten Kunststoffen wertvolles Regranulat herstellt. Mit viel Einsatz haben engagierte ABZ-Bewohner:innen in ihren Siedlungen mindestens zehn Haushalte hinter sich versammelt und das Recycling organisiert – vom Verkauf der Sammelsäcke bis zur korrekten Deponierung am Sammelort (siehe auch Artikel «Runde Sache»). Dass die Säcke am Sammelort jede zweite Woche abgeholt werden, ist ein besonderer Service, den die ABZ zusammen mit InnoRecycling aufgrund von vielen teilnehmenden Siedlungen anbieten konnte. Genau dieser Abhol-Service endet nun: Am Mittwoch, den 19. Juni, werden die Fahrzeuge ein letztes Mal ausrücken und die Sammelsäcke abholen.

«Es ist ökologisch sinnvoll, Rücknahmestellen ums Eck zu nutzen, anstatt Abholfahrten einzusetzen.»

Stefanie Gubler, Fachspezialistin Ökologie bei der ABZ

Der Grund dafür: In den letzten Jahren hat sich das Angebot an Verkaufs- und Rücknahme-Standorten in der Stadt Zürich weiterentwickelt. Allen voran die beiden Grossverteiler Migros und Coop, die seit ein paar Monaten eigene Sammelsäcke und Rücknahmestellen anbieten. «Es ist ökologisch sinnvoll, Rücknahmestellen ums Eck zu nutzen, anstatt Abholfahrten einzusetzen», argumentiert Stefanie Gubler, Fachspezialistin Ökologie bei der ABZ. InnoRecycling habe die Abholung damals eingeführt, da dieses flächendeckende Recycling-Netzwerk noch nicht bestand.

Neu bieten auch Grossverteiler – wie hier Coop – Plastik-Sammelsäcke an.

Recycling beim Wocheneinkauf

Das sieht heute anders aus. Aktuell stehen im Stadtgebiet sechs Coop-Filialen und 18 Migros, Alnatura und Voi-Standorte zur Verfügung, um dort gekaufte Plastik-Sammelsäcke zu entsorgen. Auch das Unternehmen Mr. Green bietet in Kooperation mit der Stadt Zürich zwei Standorte an, an denen ihre sogenannten Pink Bags abgegeben werden können. Die Rücknahme ist kostenlos, die Gebühren für die Sammelsäcke sind aktuell mit rund 1.70 Franken pro 35L-Sack bei Migros und Coop sowie 2 Franken bei Mr. Green ähnlich wie für den bisherigen Sammelsack von InnoRecycling.

«Bei den Detailhändler:innen kann die bestehende Logistik genutzt werden. Zum Beispiel können Leerfahrten nach der Warenlieferung reduziert und für den Transport der Säcke genutzt werden.»

Stefanie Gubler, Fachspezialistin Ökologie bei der ABZ

«Das ist eine sehr positive Entwicklung», findet Gubler. «Bei den Detailhändler:innen kann die bestehende Logistik genutzt werden. Zum Beispiel können Leerfahrten nach der Warenlieferung reduziert und für den Transport der Säcke genutzt werden.» Auch für die Verbraucher:innen lohnt sich das System, denn sie können das Recycling mit dem Wocheneinkauf erledigen. Die Plastiksäcke sind zwar gross, jedoch nicht schwer, da Kunststoff sehr leicht ist. Einziger Nachteil für ABZ-Bewohner:innen: Die Säcke können nun nicht mehr bequem vor die Haustür gestellt werden. Besonders für Menschen, die nur eingeschränkt mobil sind, ist dies ein Problem. Die Reaktionen der Sammler:innen zum Ende des Abhol-Services sind daher gemischt.

Die ABZ hofft dennoch, dass viele Bewohner:innen weiter Plastik sammeln und damit Stoffkreisläufe ermöglichen. Kunststoff ist ein wertvoller Rohstoff, der im Hauskehricht einfach verbrannt wird, obwohl man ihn sehr gut weiter nutzen kann. Die Wiederverwertung benötigt ausserdem circa 50 Prozent weniger Energie als die Herstellung von neuem Kunststoff. In den letzten drei Jahren haben die ABZler:innen mehr als 12’000 Säcke gesammelt und damit gut 35’000 Liter Erdöl eingespart. «Das alles sind starke Zahlen, die motivieren, weiter dranzubleiben», findet Gubler.

Fotografie
Coop, Lena Tovar

Lena Tovar

Mag Menschen, Magazine und Sommertage in der Badi. Reist am liebsten mit dem Zufall. Ist für die ABZ als Freelancerin unterwegs.

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