Drei Wege zu mehr Nachhaltigkeit
Die ABZ-Siedlung Im Moos 1 vereint drei Wege zu mehr Nachhaltigkeit. Einer davon führt in den Keller, einer aufs Dach und einer ins Grüne. Wer ihnen folgt, entdeckt innovative Lösungen zur Aufwertung von Bestandsbauten.
Biodiversität, Fotovoltaik, Anergienetz: Einerseits sind das drei komplizierte Wörter. Andererseits zeigen sie, dass die ABZ-Siedlung Im Moos 1 in Wollishofen in Sachen ökologischer Nachhaltigkeit einiges auf dem Kasten hat. Wir erklären, was dahintersteckt.
Anergienetz: die Wärme um die Ecke
2020 stand für die Siedlung Im Moos 1 ein Heizungsersatz an. Die Öl-Gas-Heizung war ans Ende ihrer Lebensdauer angelangt. Ersetzt wurde sie mit einem Anschluss an das sogenannte Anergienetz. Wärmequelle ist dabei das Quellwasser aus dem nahegelegenen Wasserwerk Moos, das sieben bis elf Grad warm ist. Die in der Siedlung installierte Wärmepumpe nutzt diese Energie zum Heizen. So können 60 Prozent des Wärmebedarfs abgedeckt werden. Die restlichen 40 Prozent liefert Erdgas, da die Leistung der Wärmepumpe an sehr kalten Tagen nicht ausreicht. Die Vorteile dieser Lösung: Die ABZ reduziert CO2-Emissionen und nutzt lokale Wärme. Darüber hinaus war die Lösung einfach umsetzbar. Das heisst: Die bestehenden Kellerräume konnten genutzt werden, die technischen Voraussetzungen waren gegeben und auf Bohrungen konnte verzichtet werden.
Für das Anergienetz sprachen zudem erste Signale, dass die Kosten für Öl und Erdgas steigen würden. Auch das stützte den Entscheid für eine Lösung mit erneuerbarer Energie. «Besonders heute, zu Zeiten der Energiekrise, zeigt sich, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Einerseits kommen wir so Schritt für Schritt raus aus der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen, die immer teurer werden. Andererseits nähern wir uns Schritt für Schritt unserem strategischen Ziel Netto Null bis 2030 im Betrieb unserer Siedlungen», sagt Stefanie Gubler, Fachspezialistin Ökologie bei der ABZ.
Zusammenarbeit mit ewz
Die ABZ hat den Anschluss ans Anergienetz gemeinsam mit ewz umgesetzt. Die Energiedienstleisterin hat bereits Erfahrung in diesem Bereich. «Wir versorgen auch andere Liegenschaften mit Wärme aus dem Wasserwerk, zum Beispiel die Genossenschaft Neubühl, die städtische Siedlung Paradies und das Pflegezentrum Entlisberg», sagt Matthias Eckerle, Projektleiter ewz Energielösungen. «Das Beispiel ABZ zeigt aus unserer Sicht gut, dass sich die Investition in Nachhaltigkeit lohnt – besonders auch bei Bestandsbauten.»
«Das Beispiel ABZ zeigt aus unserer Sicht gut, dass sich die Investition in Nachhaltigkeit lohnt – besonders auch bei Bestandsbauten.»
Matthias Eckerle, Projektleiter ewz Energielösungen
ewz hat die Anlage im Energiecontracting realisiert. Das beinhaltet ihre Planung, Finanzierung, Erstellung und den Betrieb. Entsprechend ist ewz für den effizienten Betrieb und den Unterhalt der Wärmeerzeugung zuständig. «Die Zusammenarbeit mit ewz ist sehr gut», sagt Gubler. «Sie sind absolute Profis, wenn es um die Einstellungen der Wärmepumpe geht oder wenn Störungen aufkommen. Das entlastet uns und ist sehr wertvoll.»
Mittelfristig plant ewz neben dem Quellwasser auch Seewasser als Energiequelle zum Heizen und Kühlen zu nutzen. «So nutzen wir das Potenzial der Energieträger perfekt und haben noch mehr Sicherheit im Betrieb», sagt Matthias Eckerle. Das Projekt zur Umsetzung läuft.
«Besonders heute, zu Zeiten der Energiekrise, zeigt sich, dass wir auf dem richtigen Weg sind.»
Stefanie Gubler, Fachspezialistin Ökolgie bei der ABZ
Fotovoltaik-Anlage: Strom vom eigenen Dach
Rund 20 Jahre älter als die Heizung sind die beiden Fotovoltaik-Anlagen in der Siedlung Im Moos 1 – 1999 und 2003 wurden diese installiert. Eine Anbindung der Wärmepumpe an die Fotovoltaik-Anlagen war technisch nicht möglich – dazu müsste die alte Anlage auf dem gleichen Gebäude montiert sein wie die Heizung. Der Strom wird dennoch vor Ort genutzt, nämlich von den Bewohnerinnen und Bewohnern zum Beispiel in Allgemeinräumen wie dem Treppenhaus oder im Gemeinschaftsraum. Auch hier unterstützt die EWZ, in dem sie die Kosten für den Solarstrom anteilsmässig jedem Haushalt verrechnet.
Biodiversität: mehr Artenvielfalt von Pflanzen und Tieren
Gleichzeitig mit dem Anschluss ans Anergienetz setzte die ABZ Massnahmen für mehr Artenvielfalt im Aussenraums um. Bei der Prüfung stellte sich heraus, dass die Siedlung von gebietsfremden Pflanzen, grossen Rasenflächen und Ziersträuchern umgeben ist. Das sieht zwar schön aus, liefert den einheimischen Tieren aber kaum geeigneten Lebensraum und wenig Nahrung. Deshalb hat die ABZ fremde Pflanzen – zum Beispiel Kirschlorbeer und Sommerflieder – mit heimischen Pflanzen – also Johannisbeer-, Rosen- und Haselnusssträuchern – ersetzt, Obstbäume gepflanzt und Blumenwiesen angelegt. Zudem wurden Nisthilfen für Höhlenbrüter, Mauersegler und Fledermäuse installiert und Totholzhaufen für Kleintiere und Insekten angelegt.
Die Massnahmen hat die ABZ-Geschäftsstelle mit den Bewohner:innen der Siedlung abgesprochen. So konnten sie die Aufwertung ihres Aussenraums mitgestalten.
Ein ökologisch nachhaltiges Zuhause
Ob Biodiversität, Fotovoltaik oder Anergienetz – die Siedlung Im Moos ist auf verschiedenen Ebenen ein gutes Beispiel für ein ökologisch nachhaltiges Zuhause. Sie zeigt, dass mehr Nachhaltigkeit auch für ältere Liegenschaften funktionieren kann, und dass es unterschiedliche Möglichkeiten gibt für mehr Nachhaltigkeit. Mehr Nachhaltigkeit ist eine Investition, die sich auf vielen Ebenen lohnt – eine Investition, die die ABZ weiter tätigen wird.
Fotografie
Fabrice Göldi