«Ich würde sofort wieder bei der ABZ anfangen»
Seit vier Jahrzehnten ist Maler Rolf Völlmin bei der ABZ tätig. Ein Gespräch über vergilbte Wände, Malerinnen und Tapeten.
Abfall, gelbe Wände, unangenehme Gerüche: Während andere bei solchen Wohnungsübergaben negative Gefühle empfinden, spürt Rolf Völlmin auch Mitleid mit den Menschen, die so gelebt haben – und Ehrgeiz, alles in einen schönen Zustand zurückzuversetzen. Seit 41 Jahren arbeitet der Maler bei der ABZ. Sein Bruder, der in der Genossenschaft als Reparateur tätig war, habe ihm Anfang der 1980er-Jahre vorgeschwärmt: gute Sozialleistungen, gutes Team, gute Arbeitsbedingungen. «Stimmt alles. Ich würde sofort wieder bei der ABZ anfangen.»
Wenn die gelben Wände – bei Nikotinverfärbungen braucht es einen speziellen Grundieranstrich – wieder weiss strahlen und die Gerüche draussen sind, sei das auch nach vier Jahrzehnten im Beruf ein gutes Gefühl. Anderes sei dagegen nicht mehr wie damals: «Die meisten Mieter:innen arbeiten heute ausser Haus.» Die Wohnungen seien weniger gepflegt als früher, als meist jemand zu Hause war. «Das ist kein Vorwurf. Aber ich spüre, dass viele Mieter:innen unter Druck stehen und in erster Linie dankbar sind, bei der ABZ günstigen Wohnraum zu finden.» Anders sei auch, dass er heute viele Kolleginnen habe. «Als Lehrmeister habe ich sechs Frauen und zwei Männer zur LAP begleitet. Wir bilden gerne Malerinnen aus, weil wir feststellen, dass der Beruf sie wirklich interessiert.» Auch die Wände haben sich verändert. «Als ich in der Lehre war, habe ich oft tapeziert, heute gibt es fast keine Mustertapeten mehr», bedauert er. Trotz den immer gleichen Raufasertapeten langweile er sich nie: «Ich bin gerne in den Siedlungen unterwegs, zum Beispiel im Herrlig in Altstetten.» An der Siedlung möge er die Lage, das viele Grün, den spannenden Mix der Bewohner:innen.
«Maler ist ein schöner Beruf, aber auch ein anstrengender. Und ich habe viele Ideen für danach – wandern im Südtirol, Safaris in Afrika, Zeit mit den Enkelkindern.»
Rolf Völlmin, Maler bei der ABZ
In zwei Jahren – dann ist er 64 Jahre alt – möchte sich Rolf Völlmin pensionieren lassen. «Maler ist ein schöner Beruf, aber auch ein anstrengender. Und ich habe viele Ideen für danach – wandern im Südtirol, Safaris in Afrika, Zeit mit den Enkelkindern.» Und wer weiss, vielleicht erhält seine Wohnung dann auch eine Mustertapete.
Fotografie
Reto Schlatter