Richtplan 2040: Wie und wo wächst die Stadt?
Der kommunale Richtplan 2040 zeigt, wie die Stadt Zürich in 20 Jahren aussehen könnte. Kurz gefasst: Es wird enger. Was bedeutet das für die ABZ?
Die Stadt Zürich zeigt mit dem «kommunalen Richtplan Siedlung, Landschaft, öffentliche Bauten und Anlagen» erstmals, wie unsere Stadt 2040 aussehen soll. Der Plan wurde von zahlreichen Dienstabteilungen im Auftrag des Stadtrats erarbeitet. Die Grundproblematik ist das Bevölkerungswachstum von bis zu 25 Prozent: Man geht davon aus, dass in 20 Jahren ungefähr 100 000 Menschen mehr in Zürich leben werden. Das ist, als ob man die gesamte Bevölkerung Winterthurs unterbringen müsste. Und da die Vorgaben von Bund und Kanton eine Entwicklung nach innen vorsehen, muss verdichtet werden.
Wo wird verdichtet?
Der Richtplan zeigt, wo die Verdichtung stattfinden soll: hauptsächlich in Altstetten, Oerlikon, Affoltern, Schwamendingen und Seebach – Quartiere, in denen auch die ABZ präsent ist. Deshalb hat Geschäftsführer Hans Rupp den Richtplan genau geprüft: «Es gibt tatsächlich einzelne Orte, wo die ABZ direkt betroffen ist», erklärt er. Die Stadt will entlang der Ausfallachsen und Verkehrsknotenpunkte verdichten, was Rupp grundsätzlich richtig findet. Doch: «Wenn es darum geht, diesen Plan umzusetzen, müssen wir genau abwägen, was für uns Sinn macht und was nicht.»
Wie wird verdichtet?
So wie die ABZ haben auch andere Akteure den Richtplan durchleuchtet. Denn nun gibt es erstmals eine Diskussionsgrundlage, an der sich alle Betroffenen orientieren können. Ein Fortschritt, den Rupp begrüsst: «Ich habe grossen Respekt vor der Detailarbeit, welche die Stadt geleistet hat, und schätze diese Diskussionsgrundlage sehr.» Im Grundsatz sind sich die Stadt und die ABZ nämlich einig: Beide wollen, dass Verdichtung sorgfältig passiert und einhergeht mit belebten Quartieren, multifunktionalen Nutzungen, genügend Infrastruktur und Freiräumen für alle.
Die Erfahrungen der ABZ
Doch funktioniert das überhaupt, sorgfältig verdichten? Die ABZ hat Erfahrung damit, zum Beispiel durch die Ersatzneubauten Toblerstrasse und Entlisberg 2, bei denen im Hinblick auf die Wohnqualität verdichtet wurde, ohne ans Maximum zu gehen. Das könnte in Zukunft schwieriger werden, wenn die Stadt vorschreibt, wie dicht das Quartier sein soll. Rupp meint: «Sicher werden wir auf einer massvollen Verdichtung bestehen, sodass hohe Lebensqualität und gute Aussenräume erhalten bleiben.» Ein wichtiger Hebel dabei: Die Mieter/innen der ABZ wohnen – verglichen mit dem Durchschnitt – auf weniger Quadratmeter pro Person. Dafür haben sie gemeinsam nutzbare Räume und grosszügigere Aussenflächen zur Verfügung, denn in einer dichten Stadt machen qualitativ gute Erholungsräume einen grossen Unterschied.
«Es kann nicht sein, dass die Kompensation negativer Effekte nur von Wohnbaugenossenschaften geleistet wird.»
Hans Rupp
Vorsicht bei Verdrängung
Kritisch sieht Rupp die Tendenz des städtischen Richtplans, vor allem die Arbeiterquartiere zu verdichten. Man müsse die potenziellen negativen Effekte wie Gentrifizierung und Verdrängung der Einkommensschwachen im Auge behalten, warnt er. «Es muss weiterhin Platz für alle Menschen haben. Und es kann nicht sein, dass die Kompensation negativer Effekte nur von Wohnbaugenossenschaften geleistet wird. Alle Akteure der Immobilienbranche sind gefordert, ihren Teil beizutragen, damit unsere Stadt weiterhin so lebenswert und lebendig bleibt, wie sie heute ist.»
Mehr zum Kommunalen Richtplan: www.stadt-zuerich.ch/richtplan