Zwei rote Schuhe und ein Drahtseil
Das Werk «Seiltänzer» von Reto Boller und Guido Vorburger hat den Kunst-und-Bau-Wettbewerb für die ABZ-Siedlung Glattpark gewonnen. Nun wurde es installiert.
Jetzt ist das dicke Seil gespannt und die übergrossen roten Schuhe baumeln zwischen den Häuserzeilen des Glattparks. Von weither sind sie zu sehen – als Wahrzeichen der neusten ABZ-Siedlung. Für die Künstler Reto Boller und Guido Vorburger ist dies ein Moment der Befreiung, wie sie sagen: «Wir haben uns lange mit diesem schönen Werk befasst, nun ist wieder Platz für Neues in unseren Köpfen und Kalendern», so Vorburger.
Seit sich die ABZ-Jury unter dem Vorsitz von ABZ-Vorstandsmitglied Kuno Gurtner für ihr Werk «Seiltänzer» entschieden hat, haben die Künstler zusammen mit den Spezialisten der Kunstgiesserei St. Gallen an der Realisierung dieses sogenannten «Shoefiti» getüftelt. Von der Verankerung des schweren Drahtseils an der Fassade über die Aufhängevorrichtung der Schuhe bis zur Serviceklappe am rechten Schuh: Alles ist genau durchdacht.
Ein Kunstwerk made in Switzerland
«Die ganze Installation ist ein High-End-Produkt, hergestellt in der Schweiz», erklärt Noël Hochuli stolz. Er ist der Projektleiter der Kunstgiesserei St. Gallen und kennt alle Einzelteile des Werks: «Schon nur das Gelenk, das die Schuhe drehen und kippen lässt, hat uns lange beschäftigt. Die nötigen Teile haben wir alle selbst entwickelt.»
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Die Schuhe probehalber aufgehängt. -
Montieren der Verankerung an der Fassade. -
Das Drahtseil wird überprüft. -
Noël Hochuli (vorne) und Kollege packen die Schuhe aus.
Die Schuhe sind aus Aluminium und wiegen gerade einmal 25 Kilo. Hochuli erzählt: «Wir haben das Modell der Künstler mit einem 3D-Scanner digitalisiert, optimiert und dann mit dem 3D-Drucker ausgedruckt. Diesen Druck haben wir mit Gips umhüllt, damit wir nach weiteren Arbeitsschritten schliesslich einen Aluminiumguss herstellen konnten. So sind die Schuhe entstanden».
Zum Nachdenken anregen
Der Künstler Reto Boller erinnert sich: «Die grösste Herausforderung war die Ideenfindung: Diese Siedlung ist schon sehr perfekt. Den richtigen Ort für Kunst zu finden, war nicht einfach.» Nun verdreht der «Seiltänzer» den Spaziergängern am Glattpark-See die Köpfe. Und regt vielleicht die eine oder den anderen zum Nachdenken an: Warum würde jemand seine Schuhe ausziehen und über eine Schnur werfen? Was machen die Schwalben dort oben? Habe ich sowas nicht schon irgendwo gesehen?
Fotografie
Kunstgiesserei St. Gallen, Ariel Leuenberger